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Die Lügen über den 2. Weltkrieg
72 Jahre und 3 Tage danach

Kemal Okuyan

Auch dieses Jahr beging man feierlich das Ende des Zweiten Weltkrieges. So wie in den vergangenen Jahren wurde Vieles gesagt, geschrieben, gezeigt und diskutiert – und wieder so wie in den letzten Jahren wurde Vieles an Unwahrheiten und Manipulationen über die Geschichte des Weltkrieges in die Welt gesetzt.

Mittlerweile begnügen sich die Ideologen des Kapitals nicht mehr nur mit der Minimierung der Rolle der Sowjet Union und der Roten Armee in dem Kampf gegen Faschismus; sie gehen ein Schritt weiter und beschuldigen sie als Anstifter des zweiten Weltkriegs.

In beinahe allen Kommentaren wird das Gleichnis von Sozialismus und faschistischen Absolutismus, von Hitler und Stalin angedeutet. Mittlerweile darf man in der Öffentlichkeit ein weniger schuldhaftes, gar sympathisches Hitler-Bild darstellen. Man wird es ja sagen dürfen!

Wir Kommunisten ärgern uns, wenn wir all dies lesen und hören. Tragen wir aber nicht ein Stück Schuld an der Verbreitung all dieser Geschichtsverdrehungen, manipulativen Kommentaren und anti-kommunistischen Propaganda?

Hier lesen sie ein Artikel von Kemal Okuyan, ZK-Mitglied der Kommunistische Partei der Türkei (TKP), in dem er selbstkritisch einiges schreibt, die wir versäumt haben, offen zu sagen.

Die Lügen über den 2. Weltkrieg

Paris, Rom, Berlin, Wien, Budapest, Prag, Amsterdam, Brüssel…

Genug der Beispiele. Diese sind Hauptstädte, die Europa tief geprägt haben. Städte, die sich dem Faschismus ergeben und in Gefangenschaft haben nehmen lassen.

Es sind 72 Jahre vergangen, seitdem Nazi-Deutschland ans Knie gezwungen wurde; etwa ein durchschnittliches Menschenleben. Lang aber auch zu kurz… Die Sowjet Union verlor mindestens 25 Millionen Menschen. 72 Jahre sind in Bezug auf diese 25 Millionen bedeutungslos.

Und an dem 72. Jubiläum des Sieges spricht man in Paris, Rom, Berlin, Wien, Budapest, Prag, Amsterdam, Brüssels darüber, dass die Sowjet Union die Verantwortung für diesen Krieg trüge, dass der Pakt Roosevelts mit Stalin eine geschichtliche Fehler sei, gar, dass die Nazis von der USA-England- Allianz besiegt worden seien.

Man muss die imperialistische Propagandamaschinerie beglückwünschen, sie haben es geschafft die Geschichte umzustülpen.

Wie haben sie dies geschafft?

Erstens sind sie grenzenlos dreist in Lügen;

zweitens sind sie an dem Ziel der Volksverdummung ein Stück weitergekommen; drittens hatten sie keine Schwierigkeiten, Alliierte unter den Linken zu finden und nützliche Idioten zu generieren;

und viertens, die Sowjet Union ist nicht mehr existent.

Diese Zeilen schreibe ich in Budapest, vor mir das gigantische Freiheitsmonument, das seinen Schatten auf den Donau wirft… Das Monument steht weiter dort, die Wahrheit nicht! In Europa darf man jetzt unbestraft behaupten, “Hitler war doch nicht so schlecht.”

Im Schatten des Freiheitsmonuments!

Es heißt also, dass man die Worte nicht hin und her wenden sollte. Nicht die harten Tatsachen relativieren, zu Gunsten von Realpolitik oder Diplomatie.,

Welche diese sind:

Dass Hitler 1933 an die Macht kam, nicht weil die Kommunisten mit den Sozialdemokraten nicht zusammenarbeiteten, sondern weil der anti-Kommunismus der Sozialdemokraten bestimmend war und, dass sie deshalb mit den Nazis zusammen arbeiteten. Die deutsche Sozialdemokratie war 1919 der Henker der Revolution, 1933 ebnete sie den Weg für einen anderen Henker. Wir haben uns gescheut dies zu sagen, um die Sozialdemokraten nicht aufzuschrecken. Die Sozialdemokratie sollte nicht gekränkt und aufgeschreckt werden.

Der Faschismus war in erster Linie Anti-Kommunismus. er war die von der kapitalistischen Klasse für die Arbeiterklasse verhänge Strafe dafür, in den1920er Jahren die Macht nicht ergriffen zu haben. Dass diese brutale Strafe des Kapitals sich insbesondere im Verbrechen an Juden und in dem Schlacht der durch rassistischen Hass aufgehetzten Völker gipfelte, ändert nichts an dieser Tatsache! Die Grundessenz des Faschismus ist der Kampf gegen Kommunismus. Dies haben wir nicht artikuliert, sonst könnten wir keine Empathie mit den Liberalen und Sozialdemokraten haben!

Die USA und England waren an diesem imperialistischen Konkurrenzkampf nicht unschuldiger als Hitler-Deutschland. Jedoch haben sie sich aus der Verantwortung für diesen mit dem Blut der Sowjetvölker bezahlten Krieg rausgeredet, auch Mithilfe der Rückgrat- und Gedächtnislosen „freiheitsliebenden“ Intellektuellen! Es war unser Fehler, die Sünden der USA und Englands nicht an der Tagesordnung zu halten. So haben wir den Weg geebnet für die unverschämten Nazi-Deutschland=Sowjetunion und Stalin=Hitler-Gleichnisse.

Der Pakt zwischen den Sowjets, England und der USA war ebenso erzwungen wie er vorübergehend war. Der Klassenbasis dieses Paktes war kompliziert und äußerst haltlos. Wegen des gegeneinander stehenden Weltanschauungen hatte dieser Pakt keine ideologische Grundlage. In dem Pakt gab es keine klare Feinddefinition. Es ist nicht richtig, dass zwischen 1941 und 1945 eine „Demokratie-Front“ gegen Faschismus gebildet wurde. Ein Flügel des Imperialismus verteidigte seine eigene Interessen und die Sowjet Union verteidigte sich selbst und die Menschheit. In diesen vier Jahren war es die Sowjet Union, die die Last des Krieges trug, zu den Vereinbarungen treu blieb und die ethische und diplomatische Regeln aufrechterhielt. Es waren die USA und England, die einen neuen Krieg anfingen, schon bevor der Krieg zu Ende war. Wir ließen zu, dass diese Tatsachen in Vergessenheit gerieten. Die Lügen von Symbolen der autoritären (=Sowjet Union) und der freien Welt (=USA) verbreitete sich!

Der Kampf der Arbeiterklasse gegen einen organisierten und barbarischen Feind, um sich selbst und die gesamte Erbe der Menschheit zu verteidigen, ist die kurze Zusammenfassung des 2. Weltkrieges. Dass Faschismus nicht nur die Kommunisten angriff, ändert nicht die Tatsache, dass der Faschismus den großen Monopolen dient und, dass seine Ideologie hauptsächlich Anti-Kommunismus ist. Wenn die Klassen und Ideologien zurückgedrängt durch nationalen und religiösen Identitäten ersetzt werden, bleiben die russische Übermut und Nationalismus zurück, die heute durch Putin repräsentiert werden. Zwischen der Sowjet Union, die den Faschismus besiegte und dem heutigen Russland, sowie zwischen der Roten Armee und der heutigen russischen Armee gibt es keine Kontinuität, sondern ein tiefer Bruch und Feindschaft. Wir begingen Fehler, die kommunistische Bewegung der Welt begingen Fehler. Und wir würden neuen Fehlern Tür und Tor öffnen, wenn wir nicht sagten: Putin ist ein Geschichtsdieb..

Wir feiern den Tag des Sieges: das 72. Jubiläum des Siegs der Armee der Werktätigen über den von Monopolkapitalisten kreierten barbarischen Horden

Mitglied der ZK der TKP
09.05.2017
haber soL