TKP – Zentral Komitee

Bericht der TKP bezüglich des Erdbebens: Tag 2

Der Verkehr kam am Morgen aus nicht nur wetterbedingten Gründen fast zum Erliegen. Bei einem Erdbeben dieses Ausmaßes gingen durch die Unterbrechung des Verkehrs, der für das menschliche Leben im Wettlauf mit der Zeit der wichtigste Aspekt ist, wertvolle Stunden verloren. Da die Viadukte und Autobahnen in den Provinzen, die in den Zuständigkeitsbereich der 5. Regionaldirektion für Autobahnen fallen, zusammengebrochen sind, wurden alle Fahrzeuge auf andere Autobahnen umgeleitet, und der Verkehr wurde vollständig blockiert. So wurde es fast unmöglich, in Hatay Hilfe zu holen. Die durch das Erdbeben unbrauchbar gewordenen Straßen in den Provinzen Mersin, Adana, Hatay, Gaziantep und Kahramanmaraş im Zuständigkeitsbereich der 5. Regionaldirektion für Autobahnen waren im Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens mit dringender Enteignung gebaut worden.

Freiwillige Bergleute und Evakuierungsteams der Türkischen Kohlegesellschaft standen bereit, um sich in die Erdbebengebiete zu begeben, konnten sich aber stundenlang nicht auf den Weg machen, weil die AFAD keine Genehmigung dafür erteilte und kein Flugzeug zur Verfügung gestellt wurde. Bei einer Katastrophe, bei der die ersten 24 Stunden entscheidend sind, konnte nur ein Teil der mit Bergleuten ausgestatteten Rettungsteams das Gebiet nach 36 Stunden erreichen. Die Regierung, die beabsichtigt, jede Ressource im Rahmen von AFAD auf ihr eigenes Konto zu buchen, verzögerte die Entsendung von sehr erfahrenen Teams in das Erdbebengebiet.

Ein Team von TKP-Sanitätern schaffte es gestern um Mitternacht in die Notaufnahme des Hatay Mustafa Kemal University Hospital zu gelangen. In der Stadt gibt es kaum noch intakte Gebäude. Das 55-köpfiges UMKE-Team (National Medical Rescue) traf erst 18 Stunden nach dem Erdbeben in Hatay ein. Selbst am Mittag des nächsten Tages war das UMKE-Team noch nicht mobilisiert und wurde im Krankenhaus warten gelassen. Dies lag daran, dass die Behörden keinen Auftrag für eine organisierte Such- und Rettungsaktion erteilt hatten, wodurch wiederum wertvolle Zeit verloren ging.

Am Mittag gab es am Flughafen Istanbul ein Koordinationsproblem. Zunächst forderten sie die Lehrer auf, sich zu melden und nahmen Bewerbungen entgegen. Dann haben sie beschlossen, diejenigen ohne AFAD-Ausbildung nicht zu nehmen. Dann änderte sich die Entscheidung erneut und es wurde gefordert, dass die Anträge über das Online-Portal E-Government bei den Koordinierungsstellen gestellt werden. Freiwillige Lehrer wurden in Busse gesetzt und mussten stundenlang auf ein Flugzeug warten.

In den Fernsehsendern, die versuchten, von verschiedenen Trümmerfeldern aus zu senden, war in der Reaktion der Bevölkerung großer Zorn zu erkennen. Minister, Abgeordnete und Gouverneure sahen sich dem Zorn der Bevölkerung ausgesetzt, als sie das Gelände besuchten.

Die Menschen bringen Benzin aus den Großstädten der Region in das Erdbebengebiet, um die Benzinknappheit auszugleichen, aber da es ab Ankara sehr schwierig ist, Kanister zu finden, wird der Ersatzkraftstoff in Benzinflaschen in den Fahrzeugen mitgeführt. Die Unfähigkeit, die Region mit Treibstoff zu versorgen, ist auf das gleiche Problem zurückzuführen wie der Transport von Ärzten, Soldaten, Medikamenten und anderen Hilfsgütern: Der Staat verfügt nicht über einen Logistikplan für Katastrophen.

Die Ressourcen der türkischen Streitkräfte werden nicht effektiv genutzt. Obwohl die türkischen Streitkräfte in der Lage sind, in kürzester Zeit Feldlazarette, Küchen und Zeltstädte einzurichten, unterstützen die in die Region entsandten Soldaten lediglich die vorhandenen Such- und Rettungsteams, da es keinen Plan gibt.

Neben Hatay war auch die Stadt Adıyaman sich selbst überlassen. Selbst 36 Stunden nach dem Erdbeben hatte noch kein Rettungsteam die Stadt erreicht, und es waren weder Brot noch Wasser oder Decken geschickt worden. Sogar für einen Ort, der das Hauptquartier einer auf allen Ebenen des Staates organisierten Sekte ist, war das der Fall.

Am zweiten Tag nach dem Erdbeben verstärkte die Kommunistische Partei der Türkei ihren Krisenstab und vergrößerte die Kapazität und den Umfang ihres Einsatzes, indem sie neue Teams in die Region entsandte.

Seit gestern Abend werden an vielen Orten Solidaritätszentren eingerichtet, um die Such- und Rettungsaktionen zu unterstützen, die Bedürfnisse der vom Erdbeben betroffenen Bürger vor Ort und auf gesunde Weise zu ermitteln und dafür zu sorgen, dass Solidaritätsmaterialien aus dem ganzen Land sicher an die Bürger in der Region geliefert werden.

Ein vom Sarıgazi Bezirkshaus aus Istanbul zur Verfügung gestellter mobiler Küchencontainer mit sechs Köchen, der 3.000 Menschen pro Tag versorgen kann, brach nach Antakya auf.

Die in die Region entsandten Hilfteams der TKP arbeiteten in dem in Armutlu (Hatay) eingerichteten Krisenbüro und in den Solidaritätszentren im Türkan Saylan Park und im Akkapı Kinderspielplatz in Adana; im Güneykent Frida Café im Bezirk Şahinbey von Gaziantep; und im Koşuyolu Park in Diyarbakır. In Pazarcık, Kahramanmaraş, einer der Regionen, in denen die Zerstörungen am verheerendsten waren, begann unser Solidaritätszentrum am Dienstagabend mit ihrer Hilfsaktion.

Unsere Teams in der Region bestehen aus medizinischem Personal und Spezialisten, die mit Such- und Rettungsausrüstung sowie Erste-Hilfe-Material ausgestattet sind.

Unsere Rettungsteams haben bisher 16 Bürger aus den Trümmern gerettet, während unsere Sanitäts-Teams an der Behandlung von mehr als 200 verletzten Bürgern beteiligt waren.

Derzeit sind mehr als 300 Tkp-Mitglieder:innen mit unterschiedlichen Aufgaben im Erdbebengebiet tätig, darunter auch Mitglieder des Zentralkomitees.

Die Bedarfslisten der Solidaritätskampagne, die in mehr als 100 Bezirkshäuser und Parteigebäuden organisiert werden,

wird weiterhin aktualisiert. Entsprechend dem vom TKP-Krisenstab gemeldeten Bedarf an Decken, Fleece, Zelten, Schlafsäcken, Taschenlampen und Hygienematerialien

erreichte der erste Teil der Materialien, die in den Bezirkshäusern und Parteigebäuden mit intensiver Unterstützung und Beteiligung der Bevölkerung gesammelt wurden, die Region.

Ein Lastwagen mit Hilfsmitteln aus Ankara, Istanbul und Izmir ist dabei, die Region zu erreichen. Seit heute Abend sind 3 Lastwagen und 1 Bus mit Hilfsgütern auf dem Weg nach Antakya und ein Lastwagen ist auf dem Weg von Erzurum Karaçoban nach Malatya.

Parteizentrale der Kommunistischen Partei der Türkei

07.02.2023