„Was war los?“

8. März in der Türkei:

Frauen ragen über diese Ordnung hinaus

Auch in diesem Jahr stand der 8. März in der Türkei im Zeichen der Wahlen und unter Rahmenbedingungen, in denen die Lebensbedingungen der Frauen immer schwieriger werden. Im Schatten der Wahlen wurde erneut versucht, den Kampf der Frauen mit arithmetischen Berechnungen und prinzipienlosen Absprachen zu übergehen.

Frauen haben mit immer mehr Armut, Arbeitslosigkeit, flexibler Arbeit, zunehmender Ausbeutung und Mobbing zu kämpfen. Die Verbreitung des religiösen Reaktionismus durch die Politik der Regierung und die offene Forderung nach der Scharia schürt die reaktionäre Gewalt gegen Frauen. Die Türkei, die von der AKP als das „Jahrhundert der Türkei“ propagiert wurde, hat sich in ein Land verwandelt, in dem an einem Tag 8 Frauen ermordet werden!

Während die im Namen der Religion auferlegte Diskriminierung und Unterdrückung dazu dient, Frauen an der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu hindern, haben sich die Frauen dieser Unterdrückung nicht gebeugt und kämpfen seit Jahren entschlossen für ihre Rechte. Frauen, die sich gegen die Einschränkung der Rechte von Frauen aufgrund religiöser Bezüge wehren, setzen ihren Kampf für Gleichheit und Freiheit in allen Lebensbereichen fort.

Auf der anderen Seite kann man in der Türkei, wie in vielen anderen Teilen der Welt, die Auswirkungen der Zerstörung des Frauenkampfes durch liberale Bewegungen sehen, die versuchen, den 8. März von seinen werktätigen Wurzeln zu lösen. Die wichtige und dringende Agenda der werktätigen Frauen wird in einen Brei mit Identitätssoße verwandelt. Auf diese Weise werden ihre Forderungen nach Rechten und Gleichberechtigung aufgesaugt, indem man sie auf unzureichende Lösungen beschränkt. Es wird versucht, die Forderungen der Frauen innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Ordnung nach den Interessen der Bosse umzugestalten.

Die TKP am 8. März

Auch die von der Kommunistischen Partei der Türkei gegründeten Frauensolidaritätskomitees (KDK) hatten angekündigt, am 8. März, dem Internationalen Tag der werktätigen Frauen, auf die Straße zu gehen. In der von der TKP-Deutschland-Organisation ins Deutsche* übersetzten Erklärung heißt es:

„Der 8. März steht für den Kampf der arbeitenden Frauen gegen Armut, Sklavenarbeit und Krieg zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Es ist der Tag der werktätigen Frauen, es ist unser Tag.“ Und sie endete mit den folgenden Sätze: „Der 8. März ist der Tag der werktätigen Frauen, die versuchen, mit Ausbeutung, Armut und Gewalt fertig zu werden, er ist unser Tag. Es lebe der 8. März, der Internationale Tag der werktätigen Frauen!

„Gegen die Bosse, Sekten und Zübüks** nicht die Zähne zusammenbeißen, sondern die Faust ballen!“.

Auf den Demonstrationen, die unter dem Motto „Nicht die Zähne zusammenbeißen, die Faust ballen“ unter der Führung der KDKs stattfanden, wurden nicht nur die Probleme der arbeitenden Frauen zum Ausdruck gebracht, sondern auch Sekten, Kongregationen, Systemparteien und Bosse scharf kritisiert. Während der Demonstrationen wurden Slogans wie „Nieder mit eurer Ordnung, es lebe die Frau, Frauen erheben sich, um diese Ordnung zu zerstören“ und „Kein Durchgang für die Scharia, für den Faschismus, für die Finsternis“ gerufen.

„Wir sind hier, aber einige Journalisten stehen auf der Seite der Chefinnen“ sagte Serap Emir, Sprecherin der KDK in Istanbul, und fügte hinzu: „Sie geben nicht uns das Mikrofon, sondern bieten es am 8. März schamlos den Frauen-Bossen an, die uns ausbeuten. Dieses Jahr haben sie das Mikrofon Ümit Boyner** überlassen. Boyner erzählte, wie viele Frauen sie beschäftigt, welche Fonds sie für Frauen eingerichtet hat, ihre sozialen Hilfsprojekte. So viel Gutes, dass es uns die Tränen in die Augen trieb. Natürlich ist es leicht, denen, die Geld haben, Almosen zu verteilen, aber es ist schwierig, den Arbeiterinnen und Angestellten ihre Rechte zu gewähren. Der Journalist hat nicht gefragt, also fragen wir: Ümit Boyner, wie viele Frauen beschäftigen Sie in Ihren Betrieben? Wie viele Frauen haben Sie ausgebeutet, um Ihr Vermögen anzuhäufen?“

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* https://www.tkp-deutschland.com/8_maerz_2024

** Zübük: Erzgauner; ein Charakter aus dem satirischen Roman von Aziz Nesin

*** Ümit Boyner: Chefin, eine der reichsten Frauen der Türkei, Mitglied des Verwaltungsrats der Boyner Holding seit 2002, Vorsitzende des Verwaltungsrats der TÜSİAD zwischen 2010 und 2013